Während andere Berufsfelder unter der Pandemie leiden, erlebt die digitale Versicherungsbranche einen deutlichen Schub. Insurtechs und ihre digitalen Geschäftsmodelle sind in der Coronakrise so gefragt wie noch nie.
Pandemie hat Verbreitung von Insurtechs gefördert
Die Corona-Pandemie konnte dem Wachstum der InsurTechs nichts anhaben. Im Gegenteil. - Quelle: Shutterstock.com
Die Covid-19-Pandemie hat den Insurtechs in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht geschadet - ganz im Gegenteil: Corona beschleunigte die Verbreitung von Insurtechs auf dem Markt, wie eine aktuelle Studie Unternehmensberatung Oliver Wyman belegt. Durch die Pandemie waren Versicherungsunternehmen gezwungen, sich auf digitale Informationswege und Versicherungsabschlüsse zu konzentrieren. Das hat die Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen begünstigt.
Laut Marktanalysten haben sich Insurtechs in der Finanzbranche etabliert, auch wenn die Welle an Neugründungen inzwischen zurück geht. Derzeit gibt es rund 210 Fintechs im Versicherungsbereich. Die Studienautoren zählen zudem mehr als dreißig rasch wachsende Scale-ups.
Deutliche Zuwächse in der Coronakrise
Wie aus der Wyman-Studie weiter hervorgeht, konnten sich Startups aus der Versicherungsbranche auch mit komplexeren Geschäftsmodellen behaupten und Wachstumsthemen wie Embedded Insurance erfolgreich besetzen. Vor allem die sogenannten Neocarrier, die klassische Versicherungsprodukte digital neu interpretieren, befinden sich im Aufwind.
- 70 Prozent der auf Endkunden spezialisierten Insurtechs konnten ihr Neugeschäft in der Coronakrise stark ausbauen
- Über 80 Prozent der endkundenorientierten B2C-Insurtechs konnten mehr Neukunden gewinnen als vor der Pandemie
- Über 20 Prozent konnten die Zahl ihrer Neukunden sogar um mehr als 50 Prozent steigern
Bei Insurtechs, deren Primärkunden in der etablierten Versicherungswirtschaft angesiedelt sind, sogenannte B2B2C-Modelle, war die Entwicklung noch positiver: Über 80 Prozent von ihnen gewannen mehr Vertragspartner als vor der Pandemie. Über ein Drittel verbuchte einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent.
Investitionsbereitschaft auf Rekordhoch
Eine weitere positive Entwicklung für Insurtechs: die Investitionsbereitschaft befindet sich auf einem Rekordhoch. In der Zeit von 2019 und 2020 flossen jeweils über sieben Milliarden US-Dollar in die Erst- und Anschlussfinanzierungen von Insurtechs, schreiben die Studienautoren. Zunächst hatte man Pandemie-bedingt mit einem Rückgang der Finanzierung gerechnet. Nach einer Delle in der Mitte des Jahres 2020 seien die Investoren jedoch aktiver als je zuvor, berichtet der Wyman-Report. Das komme auch den Insurtechs im DACH-Raum zugute: So konnte das Einhorn WeFox kürzlich 650 Millionen Euro einsammeln.
Derzeit sei vor allem Technologie-Affinität gefragt, die Digitalisierung der Versicherungsbetriebe ist ein Megatrend. Allerdings gebe es hier im Angebot der deutschen, österreichischen und Schweizer Insurtechs noch Lücken, in die internationale Startups stoßen. Hier müsse die Szene in der Region noch aufholen, geben die Studienautoren zu bedenken.