Die Corona-Krise hat einen nachhaltigen Wandel in der Versicherungswirtschaft angestoßen. Eine aktuelle Studie zeigt auf, welche Herausforderungen und Chancen die Pandemie für die Versicherungsunternehmen bietet.
„Next New Normal“-Studie
Versicherungen könnten durch den von der Corona-Krise verursachten Digitalisierungsschub profitieren.
Wie reagiert die Versicherungswirtschaft auf die Corona-Krise? Welche Veränderungen wurden und werden angestoßen? Diesen Fragen geht eine Studie der Versicherungsforen Leipzig nach, die im Juni und Juli 2020 durchgeführt wurde. „Next New Normal“ lautet der Titel der Untersuchung, die sich mit den Chancen und Herausforderungen durch die Corona-Pandemie beschäftigt. Zum Zeitpunkt der Befragung befanden sich mehr als drei Viertel der Mitarbeiter der Versicherungsunternehmen im Homeoffice. Dort gefiel es 90 Prozent der Beschäftigten offenbar so gut, dass sie sich auch nach dem Ende der Pandemie eine flexible Wahl des Arbeitsortes wünschen.
Herausforderungen beim Übergang ins Homeoffice
Allerdings muss für eine erfolgreiche, langfristige Etablierung des Homeoffice in der Versicherungswirtschaft noch einiges getan werden: immerhin 60,3 Prozent der Befragten hatten mit der neuen Form der Zusammenarbeit zu kämpfen. In den Bereichen Meetings, Information und Transparenz besteht also Verbesserungsbedarf. 52,5 Prozent hatten Schwierigkeiten mit der Führung aus der Ferne und dem veränderten Teamgefüge. Wenn es gelingt, durch geeignete Kommunikationsstrukturen neue Rahmenbedingungen zu schaffen, können die Versicherungsunternehmen die Vorteile der flexiblen Zusammenarbeit auch in Zukunft für sich nutzen.
Digitalisierungsschub
Wie in anderen Branchen auch haben die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie einen Digitalisierungsschub in der Assekuranz bewirkt. In den Monaten Juni und Juli kam es vermehrt zu einer digitalen Kontaktaufnahme zwischen Kunden und Vermittlern. Auch im Schadensmanagement werden zunehmend digitale Kontaktmöglichkeiten wie E-Mail, Chat oder Webformulare zur Meldung genutzt, wie aus der Erhebung weiter hervorgeht. Es sei außerdem zu erwarten, dass die Ansprüche der Kunden an die digitalen Kontaktwege steigen werden, vermuten die Autoren der „Next New Normal“-Studie.
Vertrieb und Kapitalanlage brechen ein
Besonders hart trifft die Krise die Bereiche Kapitalanlage und Vertrieb, hier gab es einen deutlichen Rückgang des Neugeschäfts. Auswirkungen zeigten sich auch im Produktportfolio: so wurden einige Produkte punktuell angepasst, indem beispielsweise Zahlungsmodalitäten flexibler gestaltet oder Tarif-Upgrades für systemrelevante Berufe eingeführt wurden. Langfristig erwarten die Studienautoren aber keine Veränderungen bei den Versicherungsprodukten. Einzige Ausnahme, es könnte künftig eine wachsende Nachfrage nach Betriebsunterbrechungsversicherungen geben.